Vor dreißig Jahren gab es in Israel eine breite Bereitschaft zur friedlichen Einigung mit Palästinensern über Gaza und Westjordanland, zur Abtretung von Gebieten, zur Ermöglichung eines palästinensischen Staates. Wie und warum das umschlug, skizziert Benny Morris, einer der wichtigsten Historiker des Nahost-Konflikts, aufschlussreich in diesem Interview: https://jungle.world/artikel/2024/42/benny-morris-interview-der-moment-der-entscheidung-ist-erreicht
Zwei Auszüge:
"Die meisten Israelis wollen nicht über ein anderes Volk herrschen, auch wenn sie politisch immer mehr nach rechts rücken. Doch sie wissen nicht, wie sie aus dem Westjordanland herauskommen und gleichzeitig die Sicherheit Israels gewährleisten können. Wie kann verhindert werden, dass in dem Fall eine Hamas-ähnliche Regierung oder die Hamas selbst die Macht übernimmt und anfängt, Israel mit Raketen zu beschießen – wie es die Hamas getan hat, als Israel sich im Jahr 2005 aus dem Gaza-Streifen zurückzog?"
"Aber der wirkliche Bruch im israelisch-palästinensischen Friedensprozess kam, als Arafat im Jahr 2000 ganz einfach »Nein« zu einem detaillierten Plan sagte, den der US-amerikanische Präsident und der israelische Ministerpräsident auf den Tisch gelegt hatten. Direkt danach begann die Zweite Intifada, bei der über 1.000 Israelis durch Bombenanschläge und Selbstmordattentate auf Busse und Restaurants getötet wurden. Das führte dazu, dass sich immer mehr Israelis gegen die Palästinenser wandten und die Position der israelischen Linken unterminiert wurde. Denn deren ganze Botschaft hatte gelautet: Wir können Frieden schließen – es gibt Partner da draußen, die bereit sind, mit uns Frieden zu schließen. Dann kam das Jahr 2000 und es stellte sich heraus, es gab keinen Partner. Das hat die Linke in der israelischen Gesellschaft gebrochen."