Ok schade Linkspartei kann ich jetzt in Berlin leider auch nicht mehr wählen (mal schaun wo Lederer hinmacht?)

plomlompom shared 5 days ago

Wichtige Hintergründe zur Einordnung der UNIFIL-Präsenz im Libanon. https://www.juedische-allgemeine.de/meinung/friedenshindernis-unifil/

Friedenshindernis UNIFIL Jüdische Allgemeine
plomlompom shared 12 days ago

Will be in Frankfurt am Main from Sunday to Tuesday (for a panel at the https://www.b3festival.de/), if anyone wants to have a chat! /cc @benni@social.tchncs.de @antjeschrupp@eldritch.cafe

B3 Festival of the Moving Image B3 Festival of the Moving Image

Am Montag jährt sich, dass der militante palästinensische Nationalismus der Welt vorführte, was er "from the River to the Sea" in einem "free Palestine" vorhat.

Wohlgemerkt: Die israelische Reaktion darauf war und ist grauenvoll. Das gilt, egal zu welchem Anteil man sie als Selbstverteidigung wertet oder als vom Angriff erzwungen, oder wieviel vergossenes Kinderblut man der Hamas-Taktik zurechnet, die eigene Zivilbevölkerung als Schutzschild zu missbrauchen: Was im Gaza-Streifen geschieht, ist für die Menschen, die dort leben, unbestreitbar voller Grauen.

Die Forderung nach sofortigem Ende dieses Grauens als "cease-fire now!" – egal ob die Geiseln frei, die Hamas entmachtet, oder ihr eine Wiederholung des 7. Oktobers unmöglich gemacht sei –, ist vielleicht naiv oder kurzsichtig, aber naheliegend humanistisch motiviert, und darin absolut legitim. Auch die Forderung, Waffenlieferungen nach Israel zu stoppen, ist mir als Wunsch nach einem Ende des Grauens moralisch verständlich (soweit man den Umfang des Grauen aus dem Umfang des israelischen Waffen-Arsenals ableitet, und nicht insgeheim im Ende solcher Lieferungen ein Ende israelischer Selbstverteidigungsfähigkeit erhofft). Persönlich scheint mir die Konfliktlage zu vertrackt, um solche Forderungen pauschal zu unterschreiben. Aber ich finde sie ethisch nachvollziehbar, und für sich erstmal eher Indiz eines "Herz am rechten Fleck" als gleich für Israel-Hass, Antisemitismus, oder Verharmlosung des 7. Oktobers. Erst recht gilt das für Kampagnen gezielt gegen die Rechtsextremen aus Netanjahu-Kabinett und Siedler-Bewegung – werden solche Kampagnen doch von großen Teilen der israelischen Gesellschaft selbst getragen.

Was ich aber ethisch überhaupt nicht nachvollziehe: Wie man nach dem 7. Oktober weiterhin "solidarisch" die Flagge eines militanten palästinensischen Nationalismus schwenken, seine Parolen rufen, Heldenporträts seiner Massenmörder dulden, und sein erklärtes Ursprungsziel übernehmen oder verharmlosen kann: die Negation des einzigen jüdischen Staates weltweit, eines Refugiums Vertriebener nicht nur aus Europa, sondern eben vor allem auch aus Afrika und Nahost.

Unter den direkt betroffenen Palästinensern von '48 und '67 und auch vielen späteren Kriegsmomenten sind solche Tendenzen als Folge ihrer Traumata verständlich, vielleicht sogar unvermeidbar. Aber das macht aus ihnen noch lange kein progressives politisches Programm, das globale Solidarität verdient. Dieser militante palästinensische Nationalismus hat über nun hundert Jahre[1], von Großmufti Al-Husseini unterm britischen Mandat bis zur Hamas heute, nicht nur eine lange Kette an antisemitischen Pogromen und internationalen Terror-Anschlägen über seine erklärten äußeren Feinde gebracht, von Tel Aviv bis München. Er hat vor allem auch Tausende Palästinenser selbst als "Kollaborateure" hingerichtet, und zehn bis hundert Mal so viele als unfreiwillige Märtyrer der IDF geopfert, wann immer etwa er Israel gezielt mit Raketen-Angriffen aus Wohnhäusern und Schulen zum Gegenschlag provozierte, im vollen Bewusstsein was an Blutvergießen folgen würde. Nachbarn Israels wie Ägypten oder Jordanien fanden nach Jahrzehnten Kriegserklärung erst in der Hinwendung zu Kompromiss und friedlicher Diplomatie ein gemeinsames Auskommen, und das zum gegenseitigen Nutzen; die Geschichte des militanten palästinensischen Nationalismus dagegen ist eine der anhaltenden Verweigerung von Friedensangeboten und immer neuen Offensiven, die stets in nur noch mehr Landverlust und Isolation und Verarmung und "Märtyrertod" für die Palästinenser endeten. Das heißt nicht, dass die Forderung nach einem eigenen palästinensischen Staat kein Gehör verdiene: Vermutlich ist ein solcher sogar notwendiger Teil einer jeden nachhaltigen Friedenslösung, und damit eine global unterstützenswerte Forderung. Aber wohl kaum ein solcher, der unterm Banner militanten Israel- und häufig auch Judenhasses, und unter der Heroisierung von Terrorismus ausgerufen wird.

Nun ist es aber gerade Solidarität mit, und Reproduktion von, diesem militanten palästinensischen Nationalismus, die ich seit dem 7. Oktober vielerorts, und gerade auch in meinen eigenen Umfeldern, im Aufwind erlebe. Noch am Tag des Massakers hagelte es in meinen Social-Media-Timelines an Sympathie-Bekundungen, dies sei gerechter Angriff und verdiente Strafe für Kolonialisten ohne Anwesenheitsrecht; hier wie in den Straßengraffiti meiner Stadt wird das angegriffene Land "Is-not-real" geschrieben, um sein Existenzrecht zu leugnen; seine jüdischen Bürger sollen "zurück" nach New York oder Polen, als entstammten ihre Familien nicht zu einem großen Teil der Flucht und Vertreibung aus arabischen Staaten. Demo-Parolen wie "globalize the Intifada" wünschen implizit das, was am 7. Oktober geschah, nach überall. Auf den "pro Palestine"-Aufmärschen meiner Stadt werden offen Hamas und Qassam-Brigaden bejubelt, Journalisten als "Zionistenpresse" angegriffen, und unter "Drecksjude!"-Rufen vertrieben.[2]

Einen irgendwie humanistischen Aktivismus für Frieden oder Menschenrechte kann ich in solcher vermeintlichen "Palästina-Solidarität" nicht erkennen. Dabei gäbe es für sowas genug Anknüpfungspunkte, z.B. die gemeinschaftlich israelisch-palästinensischen Friedens-Initiativen "A Land for All", "Standing Together", und "Unapologetic/The Third Narrative".[3] Letzteres etwa ist als Podcast zweier Palästinenser:innen gestartet, die sich gezielt um gegenseitiges Verständnis bemühen, und genauso Erinnerungszeugen der Nakba wie jüdische Westjordanlandsiedler als potentielle Friedenspartner interviewen. In der hiesigen "Palästina-Solidaritäts"-Szene indes gelten gerade Palästinenser:innen selbst, sobald sie sich für friedliche Koexistenz einsetzen, schnell als "Verräter"[4].

Tatsächlich braucht jeder militante Nationalismus an Feindbildern neben verbrennbaren Landkarten und Geschichtsbüchern auch explizit menschliche: Gruppen und Individuen, an deren Verleumdung und Verfolgung er sich profilieren kann. Naheliegenderweise erwählen sich militanter palästinensischer Nationalismus und seine Allys hierzu die jüdischen Bürger Israels – und vielleicht nicht immer, aber auch nicht selten, Juden im Allgemeinen. Eine weitere bedeutsame Feindes-Kategorie, für deren Erfüllung man weder unbedingt Israeli noch unbedingt Jude sein muss, sind die deutlich schwammiger definierten "Zionisten". Gerade westliche Palästina-"Solidarische" markieren als solche in öffentlichen Feindeslisten z.B. Aktivistis und Künstler:innen, die es auszuladen oder zu boykottieren gelte. An Unis werden (insbesondre jüdische) Kommiliton:innen genötigt, sich zu spezifischen Gesinnungstestfragen zu positionieren, um sich eines "Zionismus"-Verdachts zu entledigen und so Harassment und Isolation zu entgehen. Schaut man genauer hin, erweist sich dieser "Zionismus" im Feindbild westlicher Palästina-Solidarischer dabei häufig als Projektion spezifisch angloamerikanischer Rassismus- und Imperialismus-Schulden (Israel als "weiße", sogar irgendwie "britische" Siedlung; Palästinenser in der Rolle der US-Schwarzen oder der genozidierten Native Americans), die mit der Realität vor Ort wenig zu tun haben – aber vielleicht Freikauf vom eigenen historischen Ballast versprechen durch härteste Parteinahme für solche "brown people", die zu weit weg sind, als dass Solidarität mit ihnen größere eigene Opfer kosten würde.

Dieser krassen Feindbildkonstruktion "Zionismus" gegenüber steht, dass derselbe Begriff für viele Menschen wenig Radikaleres bedeutet als bloß die Anerkennung (mitsamt Existenz- und eben auch Selbstverteidigungsrecht) Israels als irgendwie "jüdisch" orientiertem Staat im Nahen Osten – so wie die meisten westlichen Länder sich trotz Säkularismus irgendwie "christlich" orientiert sehen (siehe ihre Feiertage) und/oder einer bestimmten ethnokulturellen Bevölkerungsgeschichte verbandelt (mitsamt "right of return" etwa in Deutschland). Wer dasselbe aber Israel zuerkennt, gehört im Auge des "Antizionismus" boykottiert und brigadiert, verdient Hamas-Angriffszieldreiecke als explizite Morddrohung an seine Fassade, und zuweilen auch direkt Brandsätze oder körperliche Angriffe – wie hier in Berlin etwa gegenüber dem PoC-Kultursenator, und linken Räumen wie dem about:blank und dem Bajszel.[5]

Mich sorgt, wie sehr dies alles auch in vermeintlich progressiven, vermeintlich anti-autoritären, vermeintlich queeren Gruppen und Räumen verharmlost und entschuldigt oder sogar reproduziert wird, oder ganz als Thema vermieden (und sei es aus der vielleicht berechtigten Furcht, sich sonst selbst zur Zielscheibe zu machen). Vom deutschen Mainstream in all seinem Rechtsdrall erwarte ich nichts Anderes: Hier gab's schon immer Sympathie mit "völkischen" Gewaltbewegungen, mit vermeintlichen Märtyrern "jüdischer" Übermacht und romantischen Kriegern gegen die "westliche" Moderne – und natürlich mit der Relativierung des industrialisierten deutschen Massenmordens an den Juden, indem man unterstellt, diese täten dasselbe durch ihren eigenen Staat. Aus Reihen aber, die sich als antifaschistisch verstehen oder als internationalistisch oder als pazifistisch oder sonstwie als "links" – aus solchen Reihe erwarte ich eine klare Kante gegen das, wofür die Greuel des 7. Oktobers stehen – und damit auch gegen den militanten palästinensischen Nationalismus.

(Ich halte das auch nicht "nur" für eine Antisemitismus-Frage, auch wenn Antisemitismus fraglos eine große Rolle spielt: Ob Hamas-Anhänger mit ihren Mordaufrufen "nur" Israelis meinen (derer am 7. Oktober ja auch zahlreiche nichtjüdische ermordet wurden) oder Juden überall, ändert nichts an ihrer Illegitimität. Dieser militante Nationalismus ist unabhängig seiner Feindbildauswahl abzulehnen und bekämpfenswert, einfach weil er strukturell fanatischen Dogmatismus, Entmenschlichung, Chauvinismus und Massenmord befördert. Und darin spiegelt er höchstwahrscheinlich auch manche Ideologie wieder unter der Vielfalt der Strömungen, die sich als "zionistisch" bezeichnen – etwa solche, wie man sie unter den Rechtsextremen von Netanjahu-Regierung und israelischer Siedler-Bewegung findet (Stichwort "Kahanismus"). Gerade auch wer unter letzteren "Zionisten" das schlimmste Übel von allen im Nahost-Konflikt verortet, und die Hauptverantwortung fürs massenhafte Leiden und Sterben, darf vor den ideologischen Parallelen auf der "anderen" Seite nicht die Augen verschließen – sicher will man nicht fürs selbe Unheil nur im alternativen Gewand kämpfen? Merke: Der Feind deines Feindes ist nicht dein Freund, und ihm vielleicht ähnlicher als du denkst – z.B. das edle Gewand des indigenen postkolonialen Kämpfers fürs "right of return" in die Heimat, aus die der Imperialismus einen vertrieben habe, werfen sie sich beide gerne über.)

Und daher: Ich hoffe, man sieht sich morgen, 5. Oktober, auf der Antifa-Demo "Gegen die antisemitische Internationale", 14 Uhr Humboldt-Uni, Unter den Linden 6. Ich finde den Aufruf[6] teils etwas zu pauschalisierend formuliert, aber halte die Initiative nicht zuletzt angesichts der oben erwähnten Vorfälle letzterzeit hier in Berlin für mehr als angebracht. Getragen wird der Aufruf nicht nur von diversen Antifa-Gruppen, sondern z.B. auch "BAK Shalom" und "OMAS GEGEN RECHTS". Wer kommt mit?

[1] Für eine sehr umfangreiche historische Darstellung empfehle ich Benny Morris' "Righteous Victims: A History of the Arab-Zionist Conflict", und als Addendum insbesondre zu Friedensverhandlungsversuchen ab der ersten Intifada "One State, Two States – Resolving the Arab-Zionist Conflict".

[2] Siehe u.a.:

[3] Siehe:

[4] Tagesspiegel: "Pro-palästinensische Demonstrationen: Die Angst, als „Verräter“ zu gelten" / https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/demonstranten-der-pro-palastinenser-die-angst-als-verrater-zu-gelten-12030746.html

[5] Siehe:

[6] antifaberlin.org: "Aufruf zur Demonstration gegen die antisemitische Internationale" / https://antifaberlin.org/2024/08/25/aufruf-zur-demonstration-gegen-die-antisemitische-internationale/

plomlompom shared 21 days ago

In guter einer Woche / am 5. Oktober gibt's in Berlin eine Antifa-Demo gegen Antisemitismus[*]. Eine geplante Bus-Anreise aus Lüneburg musste jetzt wegen Attentatsdrohungen abgesagt werden: https://www.instagram.com/p/DAWiTwMNMnN/?img_index=1

[*] https://antifaberlin.org/2024/08/25/aufruf-zur-demonstration-gegen-die-antisemitische-internationale/

Lüneburg gegen Antisemitismus on Instagram: "Statement von >Lüneburg gegen Antisemitismus< zur Absage der geplanten gemeinsamen Zug-Anreise zur Demo „gegen die antisemitische Internationale“ am 05.10. in Berlin aufgrund aktueller Bedrohungen. Wir sehen uns gezwungen die von uns zuvor beworbene Zug-Anreise abzusagen. Der Grund dafür ist, dass wir als Gruppe die Sicherheit der Teilnehmenden nicht gewährleisten können. Kontext und Einordnung: Seit dem 07.10.23 gibt es in Lüneburg immer wieder Vorfälle gegenüber Linken, die mit dem Konflikt zwischen der Hamas und Israel in Verbindung stehen. Dies ist vielen der hier aktiven politischen Gruppen bekannt und es wurde damit bis jetzt, aus diversen Gründen, nicht öffentlich umgegangen – Beziehungsweise nicht öffentlich gemacht. Da die neueste Bedrohung auf unseren Aufruf zur Demoanreise zurückzuführen ist, müssen wir uns dazu Verhalten. Es häuften sich im Laufe des letzten Jahres Feindmarkierungen an Fahrzeugen, Arbeitsstellen von Genoss_innen, auch durch das rote Hamas-Dreieck. Dieses wurde und wird sowohl von der Hamas als auch von Sympathisanten im Internet und in der realen Welt (z. B. an Gebäuden) als Zielmarkierung für Angriffe verwendet. Auf Facebook wurde ein „Outing“ über Aktivist_Innen veröffentlicht, welches aber nur für kurze Zeit online war. Auch gab es kleinere physische Übergriffe. Gemeinsam hatten alle diese Dinge, dass Menschen willkürlich als „Zionisten“ und „Antideutsche“ bezeichnet, als politische Gegner_innen markiert wurden und somit ein legitimes Ziel für Angriffe seien. Bei diesen Zwischenfällen wurde das Wort „Jude“ mehrmals als Schimpfwort verwendet." Instagram

Jeder Mensch verdient es, auszuschlafen.

Not on my bingo card: To be rickrolled by, of all the shows, THE LEFTOVERS.

(Der "antikolonialistische" Drang, Xeno- und Homophobien und Antisemitismen zu verteidigen.)

Heute jährt sich zum 95. Mal das Massaker von Hebron: Aufgestachelt von antisemitischer Propaganda und dem Gründervater des palästinensischen Nationalismus (und späterem Hitler-Protegé), Großmufti al-Husseini, wurde die Stadt im Westjordanland im Jahr 1929 ethnisch gesäubert. Im Osmanischen Reich war Hebron für Jahrhunderte ein Zentrum jüdischen Lebens in Palästina – nun wurden Hebrons Juden auf einen Schlag umgebracht oder vertrieben, ob nun Sephardi oder Ashkenazi, ob aus lange arabisierter Familie oder frisch aus Osteuropa migriert. Ein jüdisches Krankenhaus wurde geplündert, Synagogen wurden angegriffen und entweiht. In jüdisch bewohnten Vierteln zogen die Täter von Tür zu Tür, vergewaltigten Frauen und töteten auch Kleinkinder.

Nominell unter britischer Mandatsverwaltung, beschränkte sich die britische Präsenz vor Ort auf einen de facto machtlosen Polizeiversteher. Auszug aus dessen späterem Augenzeugenbericht: "On hearing screams in a room, I went up a sort of tunnel passage and saw an Arab in the act of cutting off a child's head with a sword. He had already hit him and was having another cut […]. Behind him was a Jewish woman smothered in blood with a man I recognized as a[n Arab] police constable named Issa Sheriff from Jaffa. He was standing over the woman with a dagger in his hand."[*] Insgesamt wurden 67 Juden ermordet, Hunderte weitere flohen oder wurden in den Folgetagen von der britischen Mandatsverwaltung zwangsevakuiert. Einige wurden von nicht-fanatisierten Arabern während des Massakers versteckt und beschützt.

Pogrome wie dieses waren nur der Prolog für die blutrünstige "arabische Revolte" der 1930er Jahre in Palästina, und beerdigten Hoffnungen auf ein friedliche Nebeneinander von Juden und Arabern in einer post-osmanischen Zukunft. So werden Teilungspläne wie der 1936er Vorschlag der Peel-Kommission verständlich: Ein künftiger "demokratischer" Staat Palästina mit arabischer Mehrheit und jüdischer Minderheit war angesichts solcher Erfahrungen nur als Todesurteil für letztere vorstellbar. Ein weiteres Jahrzehnt Blutvergießen später kamen die Beobachter der Vereinten Nationen mit ihrem eigenen Teilungsplan, und die UN-Generalversammlung mit Resolution 181 zum selben Schluss: Sowohl aus humanitären Schutz-Ansprüchen, aber auch im UN-Geiste fürs "Selbstbestimmungsrecht" beider "Völker" in der Region, führte kein Weg an einer Zwei-Staaten-Lösung vorbei. Sowohl '36 wie '47 akzeptierten dies die Zionisten, und lehnten es die arabischen Nationalisten empört ab: keinen Quadratmeter den Juden, das ganze Land war stets arabisch und solle es immer sein (Todesstrafe jedem der seinen Acker an Juden verkauft), lieber Krieg als irgendein Kompromiss mit den Zionisten.

Und so begann 1947 als Reaktion auf den verhassten UN-Entscheid eine arabische Terror-Kampagne auf den Gebieten, die die UN den Zionisten zuerkannt hatte – und die Gegenwehr der Haganah, also der militärischen Kräfte, die die Juden Palästinas seit Erfahrungen wie Hebron '29 zum Selbstschutz organisiert hatten, und die nun bald zur IDF umformiert würden. Israel war noch nicht offiziell gegründet, da brannte das ganze Gebiet bereits im Bürgerkrieg (während die Briten, der Situation schon lange überdrüssig, nur noch um den eigenen Abzug bemüht waren), mit bald grausigen Massakern auf beiden Seiten (z.B. israelischer Milizen an Arabern im Dorf Deir Yassin). Als '48 Israels Staatsgründung offiziell ausgerufen wurde, folgte die Invasion der arabischen Nachbarstaaten – offiziell gegen die Zionisten, de facto aber zur Einverleibung von Gebieten wie Gaza und Westjordanland (die die UN noch einem künftigen Palästinenser-Staat zuerkannt hatte, und die nun Teil von Ägypten bzw. dem Königreich Jordanien wurden). Dies sind die Kriegsbewegungen, die man im Hinterkopf haben muss zum Verständnis dessen, was der palästinensische Nationalismus die "Nakba" nennt (und meist als einseitige Aggression Israels porträtiert).

So blieb Palästina als eigenständiger Staat lange eine sehr abstrakte Idee – sabotiert vom Boykott der Palästinenser selbst gegenüber allen Vorschlägen, die weniger zuerkannten als das Ganze unter notwendiger Negation Israels; entleibt von den arabischen Nachbarstaaten, die sich 1948 seine potentiellen Gebiete unter den Nagel rissen; und zuletzt blockiert von Israelis, die nach hundert Jahren der Erfahrung mörderischen Hasses ihnen gegenüber durch den palästinensischen Nationalismus diesem keinen Fußbreit gewähren möchten. Dass die Idee von Palästina als eigenständigem Staat so sehr Abstraktion geblieben ist, macht es freilich auch leichter, in Revoluzzer-Romantik "globalize the Intifada" und "from the River to the Sea" zu brüllen, statt über realistische Lösungsansätze nachzudenken und Friedensarbeit zu betreiben: Die arabischen Nachbarstaaten haben unter Jahrzehnten des Miteinander-Auskommen-Müssens ihr Verhältnis zu Israel immer weiter abmildern (oder sogar, wofür sie viele palästinensische Natioanlisten abgrundtief hassen, zur Freundschaftlichkeit aufbessern) müssen, was man sich aber sparen kann, wenn man mangels realem Staat keine Realpolitik machen muss.

Wie dem auch sei, um zum Anfang zurück zu kommen: Wer zum 7. Oktober 2023 meinte, man dürfe das Ereignis nicht isoliert betrachten, sondern die 75 Jahre davor mit einrechnen – der hatte damit strenggenommen recht, hätte den Scope aber auch noch weiter aufdrehen können. Schon vor 95 Jahren gab es solche palästinensischen Pogrome an Juden, lange vor Netanyahu, lange vor '67, lange vor der "Nakba". Sie waren dafür gar nicht nötig.

[*] https://en.wikipedia.org/wiki/1929_Hebron_massacre#Account_of_Raymond_Cafferata

Man kann es sich natürlich auch einfach machen.

Als Nationalismus neigt auch der palästinensische zur Feindmarkierung & dann Gewalt gegen alles, was den eigenen Mythos stört (alle Zionisten außer Mutti, darauf erstmal ein rotes Hamas-Dreieck):

"Die Pressefeindlichkeit auf propalästinensischen Demos hat aber seit dem 7. Oktober extrem zugenommen".

Die taz hat das Anschwellen der (Mord-)Drohungen, Übergriffe, und Kampagnen gegen Journalisten protokolliert: https://taz.de/Schlaege-Tritte-Morddrohungen/!6024978/

plomlompom shared 3 months ago

Die Blumen mit dem Schweiß wässern ja/nein?

Ist's Koks, oder ein zersplittertes Dextro Energen?

Mein Blahaj ist nun wüstensandgetauft.

Diesjahr erstmals geschafft, bei den Linken Buchtagen nur zwei Bücher zu kaufen …

Aus New York, gegenüber einer Ausstellung übers Massaker am Nova-Festival: "Protesters set off flares, flew flags of Hamas’s armed al-Qassam Brigades terror wing and of the Hezbollah terror group, and carried banners with slogans such as “Long live October 7” and “The Zionists are not Jews and not humans.”" [*]

Definiert gern den Antisemitismus aus allem raus, was nicht Himmler heißt. Am Ende bleibt ein Antizionismus, der auch "nur" gegen Israelis statt alle Juden so menschenfeindlich & genozidal ist, dass man ihm keinen Fußbreit geben darf.

[*] https://www.timesofisrael.com/nyc-protesters-wave-terror-group-flags-call-for-intifada-outside-nova-massacre-exhibit/